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Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Verzeihung des Unverzeihlichen?

Art.Nr.: 2016-4
GTIN/EAN: 978-3-943897-31-9
Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Verzeihung des Unverzeihlichen?
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  • Produktbeschreibung
Produktbeschreibung
Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Verzeihung des Unverzeihlichen? Ausflüge in Landschaften der Schuld und der Vergebung
2. Auflage der überarb. u. erg. Neuauflage
ISBN: 978-3-943897-31-9
Einband: Paperback, Seiten/Umfang: 234 S. - 21,0 x 14,8 cm
Preis: 21,30 Eur (D) mit MWSt.

Die Moderne hat vielfache Ent­schuldungen im Blick auf Un­freiheiten der Täter ent­wickelt: Soziale, psychologische, patho­logische, gesellschaftspolitische Schranken engen den Ent­schei­dungsraum und damit die Schuld des Handelnden ein oder verstellen sie sogar gänzlich.
Auch unter naturwissenschaftlichen Vorzeichen wird heute erneut eine Schuldfähigkeit des Menschen bestritten: Handeln, Fühlen, Denken seien neurobiologisch festgelegt.
Dem stehen jedoch Argumente einer grundsätzlichen Schuldmöglichkeit des Menschen gegenüber – sogar bei verminderter Freiheit. Ist Verminderung von Freiheit vielleicht selbst schon ein Anzeichen von (eigener oder fremder) Schuld? Betrachtet werden muss eine mögliche Schuld, die sich nicht mehr selbst oder mit Hilfe anderer entschuldet. Daher wird ein Wortspiel ausgeleuchtet: Im Absoluten gibt es Absolution. Und Vergebung (Absolution) als „reine Gabe“ wurde zu Beginn des neuen Millenniums eingefordert.
Was kann das heißen, und wer spricht die Gabe zu? Von welchem „Raum“ des Denkbaren her kann Vergebung thematisiert werden? „Gibt es“ die Verzeihung des Unverzeihlichen nicht nur als Spiegelung des (vergeblich) Erhofften? Was ändert Vergebung am Geschehen und für die Opfer, wirklich und wirksam – oder geht es nur um die Psyche des Täters? Und ist Reue eine „Bedingung“ – aber würde sie die „reine Vergebung“ dann nicht wieder aufheben?
Ein Sturzbach an Fragen also, die so weit wie möglich in eine nachdenkliche Tiefe verfolgt werden.

Inhalt
I WÄHRENDE SCHULD? EINLEITUNG
1. Zum Drama von Opfer und Täter im 20. Jahrhundert
2. Rückkehr der Schuld in das Gespräch
3. Methodisches Vorantasten: über Mythen, Religionen, philosophische Reflexion

II LANDSCHAFTEN? ZU EINEM UNGEWÖHNLICHEN TOPOS
4. Landschaft und Seelenraum in Philosophie und Dichtung
5. Mythische Landschaften: Von den Inseln der Verfehlung zu den Bergen des Heils
6. Die neuzeitliche Entdeckung von Landschaft: Petrarca gegenüber Dante
7. Landschaft und Zeit-Raum
8. Wüste, Landschaft des Adieu: Jacques Derrida

III LANDSCHAFTEN DER SCHULD
9. „Große Erzählungen“
10. Der Garten: Selbstüberhebung zur Gottgleichheit
11. Der Acker: Selbstdurchsetzung im Brudermord
12. Die Stadt: Selbstherrlichkeit des Kollektivs

IV VERTIEFUNGEN: SPIELRAUM ZWISCHEN SCHULD UND SÜNDE
13. Schuld als tödliche Beziehungslosigkeit: Der jüdische Schuldmythos
14. Exkurs: Was der Fall ist. Eine klassisch-theologische Auslegung: Hildegard von Bingen
15. Die Bergpredigt Jesu: Neuer Horizont der Schuld und Schuldfreiheit
16. Befleckung der Schöpfung: Kosmisches Schuldverhängnis durch den menschlichen Fall?
17. Leidwesen gleich Schuldwesen?
18. Dasein selbst als Schuld: ontisch
19. Vormoralische Schuldigkeit gegenüber der Herkunft: „Erbschuld“ des Lebens
20. Individuelle moralische Täterschuld: Sünde
21. Dasein als Habe oder als Gabe? Das Auftauchen der Sünde aus der Schuld

V GEGENREDEN GEGEN DIE SCHULD DES MENSCHEN
22. Erste Gegenrede: Nur eingebildete Schuld?
23. Zweite Gegenrede: „Notwendigkeit“ der Erbsünde für die Entwicklung?
24. Dritte Gegenrede: Schuld Gottes?
25. Vierte Gegenrede: Schuld als Ausdruck menschlicher Verkümmerung? Friedrich Nietzsche: Moral selbst als Quelle von Schuld | Die Rückholung des Göttlichen auf die schuldlose Erde

VI GEGENFRAGEN, WEITERGEDACHT
26. Kein Verschuldetsein, keine Gabe: Vom Stillstand des Lebendigen
27. Schuld und Freiheit
28. Schuld als Selbstverschließung ins Nichts: Romano Guardini
29. Die Schuld Babels, oder: Sakralisierung von Politik: Simone Weil: Die Versuchung des „Großen Tieres“: Kollektive Selbstanbetung | Gemeinschaft aus dem Übernatürlichen

VII RACHE UND REUE IM WIDERSTREIT UM DIE GERECHTIGKEIT?
30. Rache als triebhafte Gerechtigkeit
31. Reue: „Mittlerin“ zur Gerechtigkeit?: Erste Einkreisung | Reue: Ausdruck von Freiheit
32. Gewissen: Kognitives Werkzeug der Reue: Frühe Schritte zum Gewissen: Griechenland | Genealogie des „Herzens“ aus der Vergebung: Altes Testament | Entlarvung des Gewissens, Sinnlosigkeit der Reue? Friedrich Nietzsche und Sigmund Freud | Wandlung der Reue in Sorge: Martin Heidegger | Gegenrede: Romano Guardini | Herzraum Personalität
33. Reue und Gerechtigkeit

VIII VOR DER VERGEBUNG: DIE UNVORDENKLICHKEIT DER GABE
34. Freilegungen
35. Von der Urgabe des Daseins: Michel Henry: Leben als Sich-Gegebensein | Leben als Selbstand | Nächtiger Kern des Lebens: Sprung aus dem Ursprung | Der Unterschied zwischen Henrys ‚Leben‘ und Nietzsches ‚Selbstbehauptung‘ | Simulation: das besessene Leben

IX DAS UMSONST DER VERGEBUNG
36. Nachlaß, Vergebung und Verzeihung: Unterscheidungen
37. Die Gabe von oben und das Umsonst der Gabe: Sören Kierkegaard
38. Der anklagende und feststellende Blick
39. Der übersehende und vergebende Blick

X VERZEIHUNG DES UNVERZEIHLICHEN?
40. Die reine Gabe: Jacques Derrida: Die Grenzen der Tauschlogik von Geben und Wiedergeben | Gabe ohne Rückgabe
41. Die reine Vergebung
42. Exkurs: Gerechtigkeit für die Opfer? Jürgen Habermas

XI VON DER GABE ZUM GEBER
43. Kontrastbeziehung zwischen Philosophie und Theologie: „Vernünftigkeit“ der Offenbarung: pro und contra | Transrationalität des Glaubens
44. Aufklärung über den Mangel der Aufklärung
45. Von der Gabe zum Geber
46. Auch Nehmen ist Geben: Meister Eckhart: Einheit von Armut und Reichtum | Wechsel von Mein zu Dein | Einheit von Handeln und Erleiden

XII NUR IM ABSOLUTEN GIBT ES ABSOLUTION
47. Ungültigkeit der Geschichte?
48. Die Rücksendung der Schuld

XIII LANDSCHAFTEN DER VERGEBUNG: GROßE ERZÄHLUNGEN
49. Wüste: Von der Landschaft des Abfalls zur Landschaft der Verwandlung
50. Entsühnung des Kosmos und Antwort auf Babel: Vom Garten zur Stadt
51. Der Fluß: Das Abwaschen der Schuld am Schuldlosen
52. Nochmals der Garten: Ostermorgen

XIV VERGEBUNG: GRÖßER ALS DIE SCHÖPFUNG
54. Vom ersten zum achten Tag
55. Schuld gibt es nur, wo es Vergebung gibt, oder: Felix culpa

Literaturverzeichnis
Personenregister


Autorin
Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, bis Frühjahr 2011 Inhaberin des Lehrstuhls für Religionsphilosophie und vergleichende Religionswissenschaft an der TU Dresden, ist nach ihrer Emeritierung in Dresden Professorin an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. im Stift Heiligenkreuz/Wienerwald; sie gründete und leitet dort das „Europäische Institut für Philosophie und Religion“ (EUPHRat).
Für weitere Informationen besuchen Sie bitte die Homepage zu diesem Artikel.
Diesen Artikel haben wir am 27.05.2024 in unseren Katalog aufgenommen.
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