Michael Stahl

Das Schöne und die Politik

Für eine andere Moderne

Ausstattung

Einband: Hardcover mit Fadenheftung und Lsesebändchen; Seiten/Umfang: 288 S. - 21,0 x 14,8 cm

ISBN

978-3-943897-40-1

Preis

29,90 Eur (D) mit MWSt.

Bezug

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Die Frage nach den politischen Dimensionen des Ästhetischen macht Signaturen der gegenwärtigen Moderne sichtbar, die deren einstiges Versprechen eines besseren, weil schöneren Lebens dementieren. Insbesondere die Unterwerfung tendenziell aller Lebensbereiche unter das Diktat von Ökonomie und Konsum vernichtet das Schöne in unserer Lebenswelt. Zunehmende Häßlichkeit ist das Gesicht einer Moderne, in der Freiheit und Verantwortung des einzelnen, seine Bildung und seine Religion, trotz gegenteiliger Bekundungen, nicht mehr zählen – Hybris der Moderne.
Aus Quellen des europäischen Geistes seit 2500 Jahren gespeist, steht ihr entgegen der Entwurf einer anderen Moderne. Der Weg zu dorthin führt über individuelle Bildung als umfassender Formungsprozeß, der zentral auf dem Feld der Ästhetik stattfindet. Das „Ereignis des Schönen“ verändert unser Bewußtsein und unsere Haltung in eine erneuerte Lebensform.
Das Buch nimmt in seinen historischen Fallstudien die Kritik an der Entwicklung der Moderne seit ihren Anfängen auf und entwirft Brückenschläge zur Vormoderne. Auf diese Weise werden die Antike, insbesondere der griechische Bürgerstaat und die römische Monarchie, und ebenso die deutsche Klassik und Romantik um 1800 zur Quelle zukunftsöffnender Perspektiven auf eine andere Moderne.

 

Inhalt

Prolog

1. „weil es die Schönheit ist, durch welche man zu der Freiheit wandert“
Friedrich von Schillers und Wilhelm von Humboldts Programm der Erneuerung durch ästhetische Bildung

„Ästhetische Erziehung“ als Reaktion auf das Scheitern der Revolution 24 | Bildung durch das Spiel im Schönen 26 | Die politische Bedeutung von Humboldts Bildungsreform 28 | Humboldts Bildungsbegriff: Vielseitigkeit, Allgemeinheit, Differenzierung 29 | Prekäre Nachgeschichte und bleibende Relevanz von Humboldts Bildungsideal 32

2. „Amor schüret die Lamp’ indes ...“
Das Schöne als Brücke zur Vergangenheit: Beobachtungen an Goethes Fünfter Römischer Elegie

Goethes römisches Erlebnis: Innere Verwandlung durch Geschichte 36 | Die Verschmelzung der Gegensätze als produktiver Prozeß 38 | Die Einheit von Sinn und Sinnlichkeit 41 | Vergangenheit wird zu Geschichte 44

3. „statt einer Rede ... einen Kosmos von Versen“.
Der Zirkel der Poesie: Dichtung und Literatur als politisches Handeln in der Antike

Der „engagierte“ Schriftsteller und die Autonomieästhetik 47 | Antike Dichtung als Akt der Kommunikation 49 | Die Dichtung Solons im Zentrum der Polis 51 | Sapphos Lieder im Dienst an der Polis 53 | Poesie und Bürgergemeinschaft 55 | Literarische Zirkel in der augusteischen Epoche 56 | Literarischer Betrieb in der römischen Kaiserzeit: Das Streben nach Schönheit und Form 58

4. „fug des Volkes“. Vom Umschmelzen der Macht in Herrschaft.
Ein historischer Brückenschlag

Der „Schwur“ im Juli 1944 61 | Aktualisieren versus Rezipieren: Der geschichtliche Brückenbau 63 | Der Eintritt Octavians in den Kampf um die Macht 64 | Von der Macht zur Herrschaft 66 | Die Not des Staates 69 | Die Überwindung der Anarchie 71 | Ein neues Akzeptanzsystem 74 | auctoritas 76 | Schöpferische Rezeption: Augustus, der pater patriae 78 | Herrschaft und Geist 81 | Vom Beruf der Herrschaft: Das schöne Leben 84

5. „Wir werden nur bestehen, sofern wir uns eine neue Antike schaffen“
Über die Bedeutung der Antike für eine andere Moderne

„Gips-Klassizismus“ 89 | Nietzsche, George, Jaeger: Die Frage nach dem „wahren“ Humanismus 91 | Der Schliff der Brille: neue Antiken 98 | Brückenschläge in die Antike 99 | Tertium comparationis I: Der Kosmos des Lebens 101 | Tertium comparationis II: Konflikt und Gemeinschaft 105 | Tertium comparationis III: Freiheit und Verantwortung 107 | Tertium comparationis IV: Ästhetik und Form 110 | Tertium comparationis V: Bildung und Ethos 113

6. „Die Nationen fallen, aber sie erheben sich an den Denkmälern der Kunst und Wissenschaft wieder“.
Karl Friedrich Schinkel und die preußisch-deutsche Bewegung um 1813

Das Grundproblem des Politischen und die Moderne 118 | Ästhetische Erziehung 122 | Poesie und Geschichte 128 | Der „enthusiastische Weltverschönerer“ 134 | „Die Ahnung von und zu etwas Schönem“ 146

7. „Staat in uns“.
Romano Guardini und das politische Ethos des Bürgers

Monarchie und Demokratie als Hinterlassenschaften der Antike 149 | Guardinis „Briefe über Selbstbildung“ 153 | Guardinis „Staat in uns“ 154 | Funktion und Bedeutung des Staates 157 | Politische Zugehörigkeit 159 | Politiker sein 161 | Der Sinn des Staates 165 | Die Brücke zur Geschichte 169

8. Die andere Moderne.
Krise und schöpferische Erneuerung

Der Ausgangspunkt: Revolution, Reform, Ideal, Geschichte 173 | Jenseits von Links und Rechts: Eine andere Moderne 178 | Schöpferische Erneuerung 183 | Visionärer Realitätssinn 185 | Konflikt und Konsens 187 | Ökonomisierung und Konsumismus 191 | Der notwendige Bewußtseinswandel 203 | Freiheit und Verantwortung im Gemeinwesen 214 | Haltung durch Bildung 231 | Des Ganzen Grund: Der christliche Gottesglaube 238 | Gottesglaube und wissenschaftliche Vernunft 241 | Geisteswissenschaft: Die Frage nach Bedeutung, Ziel und Sinn 243 | Gott und Staat 247

Epilog: Das Schöne und die Politik

Literatur

Drucknachweise

Abbildungen

Zum Autor
Michael Stahl

Michael Stahl, emeritierter Professor für Alte Geschichte an der TU Darmstadt, forschte zur griechischen Demokratie, zum augusteischen Prinzipat, zum Verhältnis von Kultur und Politik und zur Rezeption der Antike in der Moderne.

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